Rumänien für Anfänger oder wie lange dauert es, bis ich das erste Mal beklaut werde?

Nach dem Aeroflot Open Moskau in 2008, Island und London 2011, 2012 noch mal Island sowie der tiefe Süden (Bad Wildbad im Schwarzwald war eine längere Anreise als nach Island…), war dieses Mal Nordost-Rumänien dran: Die Fide-Amateur-WM lockt mit einem Fide-Meister-Titel für den Sieger und außerdem war Reykjavik Ende Februar dieses Jahr zu früh in meiner Probezeit (übrigens bestanden J). Drei Islandbesuche machen außerdem noch keinen Elfmeter, so lustig es da auch ist (wo gibt es sonst ein Phallus-Museum?)

Hier die Regeln des Turniers in schlichter Beschreibung: Schaffe es pünktlich in den Nordosten Rumäniens und besiege dann mehr Anfänger in 9 Runden als der Rest der Teilnehmer im Turnier. Anfänger trifft´s hier für Anspruchsvolle sehr genau; zugelassen sind nur Spieler mit ohne Elo oder mit ohne Elo über 2000. Mit ohne irgendwelche brauchbaren Informationen über Rumänien im Vorfeld (Peter Maffay und Liviu-Dieter Nisipeanu sind neben ein paar Fußballern die einzigen Rumänen, die mir überhaupt bekannt sind und die kennen mich alle nicht) erlag ich den Klischees und liess vorsichtshalber meine teure Uhr zuhause. Aber zuerst die Anreise: Wie kommt man nach Iasi im Nordosten? Schließlich ist das so weit weg von daheim, dass sogar die Karpaten sich entschlossen haben, vorher auszulaufen…. Von Frankfurt nach Bukarest ist ja noch eine leichte Übung, aber dann? Ohne rumänische Sprachkenntnisse sind Eisenbahnen oder Gewagteres eher nicht angesagt. Wie kommt man nun von Bukarest nach Iasi? Austrian Air bot die Route Frankfurt-Wien-Iasi an, doch da wurde es bei Buchung zu teuer, also Tarom. Was ist Tarom? Ein Brettspiel? Ach nee, das war Carrom. Tarom ist die rumänische Fluglinie, die mit Propellerflugzeugen innerhalb des Landes eilige und / oder verwöhnte Reisende transportiert. Eine noch nie zuvor gehörte Fluglinie klingt nur mäßig Vertrauen erweckend, aber Piloten sind ja nicht alle lebensmüde. Und die Realität gab mir Recht: Der Flug nach Bukarest und auch der Anschluss nach Iasi hinterliessen schöne Flughafen-Bilder und keine hutzeligen alten Frauen, die Ochsenkarren ziehen. Das Hotel und Iasi (sprich: Jasch wie Pasch) sind zumindest im Hotelumkreis mitunter sehr schön und Sorgen um meine Klamotten mache ich mir auch nicht mehr. Aber man weiss ja nie. Mehr dazu in Kürze.

Zur ersten Runde: Es war mal wieder ein Kind zu bespaßen und natürlich hatte ich schwarz und mein Gegner ist ein Freund der Abtauschvariante im Damengambit bzw. Slawen. Der Bengel war Jahrgang 1999 und es ging nach durchwachsenem Spiel (ich hab in´s angenommene Damengambit übergeleitet, jedoch ohne zu wissen, wie das geht und landete dann schnell in einem Halbslawen mit Minustempo) remis aus. Warum krieg ich die Kinder immer gleich in der ersten Runde? So viele Kinder gibt´s in diesem Turnier gar nicht. Was soll das also? Ich weiss es nicht. Naja, in Runde 2 ist ein Spieler ohne Elo dran, der aber schon anderswo nachgewiesen hat, dass er meine Spielstärke hat.

Das Turnier fängt ja gut an…. Wenigstens wurde ich noch nicht beklaut und Champions League scheint´s hier auch zu geben.

{per Mail von Schachfreund Dennis Calder}